Löhleins Tierleben

Asiatischer Elefant
Elephas maximus

Illustration:
Hans Schumacher

Verbreitung:

Indischer Subkontinent, Südostasien
Systematik: Rüsseltiere
Lebensraum: Savannen, lichtungsreiche Wälder
Nahrung: vorwiegend Gräser und Blätter
Besonderheiten: Stoßzähne nur bei Bullen, fehlen oft ganz;bei älteren Bullen sogenannte „Musth (regelmäßige Zustände erhöhter Aggressivität),Verständigung unter anderem durch für den Menschen nicht hörbare Infraschallsignale
Geschlechtsreife: mit 7 bis 11 Jahren
Trächtigkeitsdauer: 20 bis 22 Monate
Jungtiere: 1
Höchstalter: bis 40 Jahre im Freiland, bis 69 in Menschenobhut
Körpergewicht: bis 4,7 t
Kopf-Rumpf-Länge: bis 6,40 m
Lebensweise: Elefantenkühe und Kälber in Mutterfamilien oder –herden, Bullen einzelgängerisch oder in kleinen, temporären Bullengruppen
Feinde: Tiger (nur für Neugeborene gefährlich)
Gefährdung: Lebensraumzerstörung, Bejagung
Bestand: vom Aussterben bedroht (geschätzter Bestand 1996: 38.000 bis 49.000 freilebende Elefanten)

  (Photo: Gerd Kohl)

20 bis 30 kg Heu, 20 bis 40 kg Kleegras, 5 bis 8 kg Stroh, 5 bis 15 kg Obst und Gemüse, 2 bis 5 kg Hafer und Pellets, 3 bis 10 kg Brot und dazu mehrere große Äste, Mineralfutter und Vitamine. Die Futtermengen,die ein Hellabrunner Elefant pro Tag verspeist,sind sehr beeindruckend.Dazu trinkt ein Elefant je nach Futter bis zu 150 Liter Wasser.
Das bedeutet für die sechs Hellabrunner Elefantenpfleger viel Arbeit. Denn es müssen nicht nur gewaltige Futtermengen herbeigeschafft werden, es müssen auch bis zu 120 kg Kot pro Tag und Elefant entsorgt und zahlreiche andere Aufgaben erledigt werden. So beginnt der Arbeitstag für die Elefantenpfleger bereits um 6 Uhr morgens: Die Elefanten bekommen ihr Frühstück, der Stall wird ausgemistet und Gras wird in großen Schubkarren auf die Freianlage gebracht. Anschließend steht die Morgenhygiene auf dem Programm. Jeder Elefant wird mit Seife, Schlauch und großen Schrubbern gewaschen.

Anschließend dürfen die Elefanten auf die Freianlage. Während sie sich dort über Äste und Gras hermachen,säubern die Tierpfleger den Stall, besorgen Futter für den Abend und kümmern sich um die anderen Tiere des Reviers.

Am frühen Nachmittag steht an warmen Sommertagen Baden auf dem Programm. In den großen Badebecken der Freianlage wird nach Herzenslust getobt und geplanscht. Vor allem Gajendra und Mangala lieben das Schwimmen und Tauchen.Nicht selten sieht man nur noch ihren Rüssel als Schnorchel aus dem Wasser ragen.
 

  (Bild: Bei der Brotzeit)

Nach dem Baden trainieren die Tierpfleger mit jedem einzelnen Elefanten intensiv körperlich und geistig. Jeder Elefant hört auf zahlreiche Befehle und muss viele elementare Regeln für den täglichen Umgang mit den Tierpflegern lernen und üben, damit das Miteinander nicht zur Gefahr wird. So muss ein Elefant z.B. wissen, dass er nie gleichzeitig mit einem Tierpfleger durch eine Tür gehen darf, sondern nur nach oder vor ihm, um ihn nicht zu verletzen.
Die zahlreichen Befehle werden geübt und den Elefanten Aufgaben gestellt, die sie erfüllen müssen, wie z.B. Baumstämme an einen anderen Ort zu bringen und sie dort sorgfältig aufzustapeln. Den Elefanten machen diese Aufgaben Spaß und sie entwickeln bei schwierigen Aufgaben ein hohes Maß an Konzentration und Ehrgeiz. Das ist allerdings individuell sehr unterschiedlich und von der Tagesform abhängig. Streitereien in der Gruppe, Wetter und viele andere Faktoren beeinflussen die Konzentrationsfähigkeit eines Elefanten.

Zu den einfacheren Dressuraufgaben gehören die täglichen Gesundheitskontrollen. Vor allem Zähne, Schwanz, Fußsohlen und Fußnägel werden auf Kommando gezeigt und von den Tierpflegern täglich kontrolliert. Wenn Fußnägel zu lang sind oder eine Verletzung im Sohlenhorn gefunden wurden, wird mit Hufmessern, großen Raspeln und Cremes Abhilfe geschaffen.

Hilfsmittel für die Dressuren sind viel Lob, Geduld, ein paar Belohnungshappen und der sogenannte Elefantenhaken. Mit ihm wird der Elefant durch leichten Druck dirigiert, wie sich Elefanten auch untereinander mit dem Rüssel führen. Drei Elefanten (Kathi, Panang und Mangala) werden auch geritten, auch das geschieht nachmittags. Die Tierpfleger bereiten im Haus anschließend die Hauptmahlzeit der Elefanten vor. Vor der Fütterung werden sie nochmals abgebürstet und dann zur Fütterung in das Haus gelassen. Im Sommer bleiben die Stalltüren offen. Die Elefanten können wählen, ob sie die Nacht draußen oder drinnen verbringen wollen.

Nur der Elefantenbulle Gajendra verbringt die Nacht nicht mit der übrigen Gruppe. Elefantenbullen sind Einzelgänger und schließen sich nur zur Fortpflanzung den Muttergruppen an. Da Gajendra zur Zeit wegen Rangordnungskämpfen nicht mit der Leitkuh Tina zusammengelassen werden kann, ist die Gelegenheit günstig, ihn schon mal an die zeitweise Einzelhaltung zu gewöhnen, die ihn als erwachsenen Elefanten erwartet. Als heranwachsender Elefantenbulle akzeptiert er Tina nicht mehr als Leitkuh und provoziert sie. Tina ist im Gegensatz zu den anderen Elefanten aber zu stark, um von Gajendra schon in der Rangordnung überholt zu werden. Um größere Kämpfe zu vermeiden, werden die beiden deshalb erst wieder zusammengelassen, wenn Gajendra deutlich größer und stärker ist. Dann wird Tina Gajendras Führungsanspruch voraussichtlich schnell und ohne große Kämpfe akzeptieren. Den Tag verbringt er weiterhin mit verschiedenen Elefantenkühen, meist mit Mangala und Panang, nur eben nicht mit Tina. Die Planungen, im Bereich des jetzigen Flußpferdstalls eine moderne Elefantenbullenanlage zu bauen, sind bereits im Gange. Denn eines Tages wird er wahrscheinlich die ranghohe Rolle der Tierpfleger nicht mehr akzeptieren und braucht dann einen Stall, in dem er auch ohne direkten Kontakt zu den Pflegern elefantengerecht untergebracht werden kann.

Durch sein eindeutiges Verhalten gegenüber Mangala und Panang zeigt Gajendra, dass er die Geschlechtsreife inzwischen erreicht hat. Bestätigt wird dies durch die regelmäßigen andrologischen Untersuchungen durch das Institut für Zoo-und Wildtierforschung Berlin.Die Hoffnungen, dass Gajendra eines Tages für Elefantennachwuchs sorgen wird, sind also berechtigt. Darauf müssen wir aber sicher noch einige Zeit warten. Denn Mangala ist noch nicht geschlechtsreif. Panang und die anderen Elefantenkühe sind noch zu groß für eine Begattung durch Gajendra. Und zudem liegt die Trächtigkeitsdauer der Elefanten bei ca. 22 Monaten.

Die Hellabrunner Elefanten

Tina:
Die größte und älteste Elefantenkuh in Hellabrunn. Sie ist die Leitkuh der Gruppe und ist ein sehr ausgeglichener, ruhiger Charakter.
Steffi: Steht ebenfalls sehr hoch in der Rangordnung. Erkennbar an ihren „Charlie-Chaplin “-Beinen und dem langen, dünnen Rüssel.
Kathi: Die dritte der ausgewachsenen Elefantenkühe und einer der drei Elefanten, auf denen die Tierpfleger reiten. 32 Jahre alt.
Panang: geboren 1987 im Züricher Zoo. Der größte Elefant der „jungen Generation“ wird von den Tierpflegern als Reitelefant ausgebildet.
Mangala: Die kleinste Elefantenkuh in Hellabrunn und liebste Spielgefährtin von Gajendra. Die Reitelefantin wurde 1993 in Indien geboren.
Gajendra: Der Elefantenbulle ist an seinen Stoßzähnen leicht erkennbar. Er kam durch Initiative der TPF Ende 1994 gemeinsam mit der drei Monate jüngeren Mangala aus Indien.
 

  (Bild: Gruppenbild mit Knabe Gajendra und Mädel Mangala, vorm Elefantenhaus)

Zoologisches:

Asiatische Elefanten wurden in Indien schon vor fünfeinhalbtausend Jahren gezähmt, nie jedoch domestiziert.
Vor 3000 Jahren reichte das Verbreitungsgebiet der Asiatischen Elefanten im Westen noch bis Mauretanien. Später wurden die Elefantenbestände durch Fang, Jagd und Lebensraumzerstörung immer weiter zurückgedrängt. Heute gibt es in ganz Asien nur noch etwa 38.000 bis 49.000 freilebende Elefanten in den verbliebenen Rückzuggebieten.

Elefantenkühe leben mit ihren Kälbern in Muttergruppen. Elefantenbullen schließen sich diesen nur kurzzeitig zur Paarung an. Bis zu 19 Stunden pro Tag können die Elefanten mit der Nah- rungsaufnahme beschäftigt sein.Die Pflanzennahrung (vorwiegend Gräser und Blätter) wird mit den bis zu backsteingroßen Backenzähnen nur grob gequetscht und zu einem großen Anteil unverdaut wieder ausgeschieden. Elefantenkühe gebären ihr erstes Kalb mit etwa zehn Jahren.Häufig bekommen zwei oder mehr Elefantenkühe zur gleichen Zeit Junge. Bei der Betreuung und Bewachung der Jungtiere helfen sie sich gegenseitig. Schon bei der Geburt sind die „Tanten “als Ammen im Einsatz. Sie beruhigen nicht nur die gebärende Elefantenkuh, sondern leisten aktive Geburtshilfe, befreien das Baby von den Fruchthüllen und helfen ihm beim Aufstehen.

Die maximale Lebenserwartung Asiatischer Elefanten liegt bei fast 70 Jahren. In der Natur dürfte aber kaum einmal ein Elefant ein Alter von über 40 Jahren erreichen.